Ich fand es oft frustrierend, Schachautobiografien zu lesen. Es gibt oft viele Analysen nach dem Motto: „Ich wollte den Bauern nicht nehmen, wegen bla bla bla … dann sah ich Sh8, doch ich lag falsch, was der Computer erkannte …“
Aber wie oft hören wir, wie sich der Spieler vor, während und nach dem Spiel wirklich fühlte? Und welche Rolle spielt dabei ihr Leben abseits des Schachbretts? Das eine wirkt sich auf das andere aus! Ich möchte etwas über Emotionen hören, nicht nur über Variationen.
Bringt ein Spieler seine Gefühle zum Ausdruck, scheinen vorrangig Draufgänger am Brett zu sitzen. Wie anders war das Auftreten des Weltmeisters nach dem WM-Duell im letzten Jahr: Auf die ihm eigene bescheidene Weise präsentierte er tiefgründige Analysen. Top-Spieler lassen ihr Spielgesicht selten auf diese Weise fallen.
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Der Test beginnt hier.
Ein Punkt. Wie angenehm ist es doch, auf dem festen Boden eines abgelehnten Damengambits zu stehen. In seiner Autobiografie beschreibt Van der Sterren, wie er sich in das Damengambit „verliebte“ und obwohl man das poetische Freiheit nennen könnte, glaube ich nicht, dass es allzu weit von der Wahrheit entfernt ist. Schach zu spielen ist eine Form des Selbstausdrucks, und seine Bindung an diese Eröffnung reichte bis tief in seine Psyche.
Auch ich fühlte in meiner Profizeit eine ähnliche Beziehung zum QGD: Sobald ich meinen Bauern entschlossen in die Mitte des Brettes gesetzt hatte, der dort stand wie eine stämmige Eiche in der Mitte des Feldes, empfand ich eine große Sicherheit, sicher durch das Wissen, dass diese Eröffnung einfach nicht widerlegt werden konnte und kann.
Liebe nimmt im Übrigen viele Formen an, man könnte sich hier auch für 9.…Sxd5 (ein Punkt) entscheiden. Eine typische QGD-Idee. Nach 10.Lxe7 Dxe7 findet die Dame ein sicheres Feld und der Königsturm kann problemlos in die Partie einsteigen. Schwarz steht sehr bequem.
Fragen und Anregungen richten Sie bitte direkt an den Autor: www.danielking.biz